Forum

SP Vechigen: Klimawandel bleibt zentrales Thema

Zum dringenden Problem der weltweiten Klimaerwärmung hat die SP Vechigen einen öffentlichen Anlass mit einem bekannten Klimaforscher und VetreterInnen der Klimajugend organisiert. Dieser musste leider wegen der Corona-Pandemie auf später verschoben werden. Aufgeschoben ist aber bekanntlich nicht aufgehoben: sobald die gesundheitliche Situation es erlaubt, müssen wir über das Thema diskutieren.

Im Hinblick auf die geplante Veranstaltung haben wir mit Prof. Heinz Wanner, emeritierter Professor am Oeschger-Zentrum für Klima- und Klimafolgenforschung der Universität Bern, sowie mit Remo Grossen und Karen Meijer vom Klimastreik Spiez über die dringendsten Probleme gesprochen. Die Ansätze und Ansichten sich z.T. unterschiedlich, über eines herrscht aber Konsens: Wir müssen handeln! Jetzt.

Interview mit Prof. Heinz Wanner

Die Klimaerwärmung ist ein globales und komplexes Phänomen. Was ist aktuell das dringendste (Teil-)Problem, das wir angehen müssten? Wo muss man ansetzen?

HW: Durch den menschengemachten Treibhauseffekt wird die Erdenergiebilanz ungleich stärker verändert als durch natürliche Faktoren (Sonne, Vulkane oder natürliche Schwankungen wie El Niño). Dies führt neben dem Temperaturanstieg zu grossen räumlichen Veränderungen der Niederschläge und der Windgeschwindigkeiten. Deshalb müssen wir die Konzentrationen der wichtigen Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Lachgas dringend reduzieren.

Was braucht es konkret, um das dringendste Problem zu lösen?

HW: Wir müssen die Reduktion der Treibhausgase an der Quelle anpacken. Die Zunahme der atmosphärischen Konzentration des wichtigsten menschengemachten Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) wird durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe (Öl, Kohle) und durch grosse Waldbrände verursacht. Dessen Konzentration hat seit der vorindustriellen Zeit um zirka 40 % zugenommen. Der Ausstoss von CO2 muss bei allen 3 Hauptquellen (Verkehr, Heizung, Industrieverbrauch) massiv heruntergefahren werden. Bis zum Jahr 2050 sollten wir ein Gleichgewicht zwischen Ausstoss und Aufnahme von CO2 (v.a. durch Pflanzen) geschaffen haben.

Was können wir auf lokaler – kommunaler Ebene tun, um gegen die Klimaerwärmung zu kämpfen?

HW: Langfristig können wir nicht mehr davon ausgehen, dass wir die Energie von grossen, lokalen Quellen (Ölfelder, Uranlager) geliefert erhalten. Dies wird dazu führen, dass jede Region ihre Energie selber produzieren muss. Das Stichwort wird Diversifikation heissen, was heisst, dass die unterschiedlichen Quellen erneuerbarer Energie angezapft werden müssen: Solarenergie, Geothermie, Windenergie, Bioenergie aus Abfall und Holz (Pellets). In der Schweiz muss alles Mögliche getan werden, um die Hydroenergie zu fördern: durch die Erhöhung von Staumauern sowie  die Anlage von Stauseen am Standort der schwindenden Gletscher.

Ist das CO2-Gesetz, das aktuell diskutiert wird, ein passendes Mittel gegen die Klimaerwärmung?

HW: Das CO2-Gesetz ist für mich ein Schritt in die richtige Richtung. Es verlangsamt den fahrenden Dampfer, der sich in Richtung Klimawandel mit negativen Auswirkungen vor allem auch bei Extremereignissen (Temperaturzunahme, Trockenheit, Stürme, Starkniederschläge) bewegt. Es reicht jedoch nicht aus, um zum Beispiel das Temperaturziel von 2° C Erhöhung der globalen Mitteltemperatur zu erreichen (was eine Erhöhung der sommerlichen Extremtemperaturen von mindestens 4-5 °C bedeutet).

Was sind Ihre dringenden Forderungen an die Politik?

HW: Die Schweiz ist im globalen «Klimageschäft» deshalb ein entscheidender Mitspieler, weil sie als Ort mächtiger Finanzumsätze und als Sitz grosser globaler Konzerne im Markt um die Energieträger eine entscheidende Rolle spielt. Zudem kann sie als technologisch und bildungsmässig fortschrittliches Land bei der Entwicklung klimarelevanter Technologien eine Vorreiterrolle einnehmen. Deshalb muss unsere Politik mithelfen, mit Massnahmen das grösste globale Klimaproblem zu lindern: Die bereits fortschreitende Austrocknung der Aussertropen und Subtropen, wo ein Grossteil der Weltbevölkerung in Armut lebt und bei den zusätzlich stark ansteigenden Temperaturen oft nur den Ausweg der Auswanderung sieht!

Gespräch mit Karen Meijer und Remo Grossen

Was ist aktuell das dringendste (Teil-)Problem, das wir angehen müssten? Wo muss man ansetzen?

RG: der erste Schritt wäre die Ausrufung eines Klimanotstandes, wie verschiedene Gemeinden (wie Bern, Thun oder Köniz…) es schon getan haben. Die Klimaveränderung muss zum prioritären Problem erklärt werden, damit eine Diskussion möglich wird, was dringend getan werden muss.

Was braucht es konkret, um das dringendste Problem zu lösen?

KM: Als erste konkrete Massnahme müsste man den Schweizer Finanzplatz in die Pflicht nehmen: Schweizer Banken und grosse Unternehmen dürfen nicht weiter in fossile Energien investieren, sondern andere Energieformen unterstützen.

Braucht es dazu ein Gesetz? Oder reicht die Eigenverantwortung der Firmen?

KM: Ja, die grossen Unternehmen müssen dazu gezwungen werden, es braucht konkrete Sanktionen – Eigenverantwortung reicht definitiv nicht.

Es müssen jetzt wirklich erneuerbare Energien, wie Sonne und Wasserkraft gefördert werden. Dazu braucht es klare Leitplanken.

Was können wir auf lokaler – kommunaler Ebene tun, um gegen die Klimaerwärmung zu kämpfen?

RG: Um es noch einmal zu sagen, der Klimanotstand ist eine dringende Massnahme; auch Gemeinden könne da aktiv werden und den Notstand ausrufen.

KM: Auch lokale Behörden können in ihrem Bereich alternative Energien fördern, Gebäude sanieren, besser isolieren u.s.w.

RG: Auch lokale Energie-Label sind eine Möglichkeit. Es gibt z.B. Energiestadt-Label, welche die aktive Umweltpolitik auf Gemeindeebene auszeichnen.

KM: Wichtig ist auch, dass die Leute sensibilisiert werden und zum Umsteigen bewegt werden – auch die Einzelnen spielen eine wichtige Rolle. Und schliesslich können Gemeinden Druck auf die nationale Politik machen.

Ist das CO2-Gesetz, das aktuell diskutiert wird, ein passendes Mittel gegen die Klimaerwärmung?

RG: Wir vom Klimastreik Spiez finden das Gesetz einen Schritt in die richtige Richtung. Es ist klar, dass es nicht ausreichen wird, aber wir können es nicht riskieren, schliesslich mit leeren Händen dazustehen.

KM: Wir wissen, dass andere Gruppen der Klimabewegung das Referendum gegen das Gesetz unterstützen. Wir haben da aber eine andere Meinung. Jede Regionalgruppe ist in diesem Sinne autonom. Wir sind eine basisdemokratische Bewegung.

Was sind Ihre dringendsten Forderungen an die Politik?

RG. Der Notstand ist wichtig.

KM: Darüber hinaus muss die Schweiz eine internationale Zusammenarbeit initiieren. Zuerst mit den Nachbarländern, dann mit anderen Partnern. Die Klimaerwärmung bleibt ein globales Problem und kann nicht lokal gelöst werden

Und wenn nichts passiert?

RG: Wir haben gerade eine geplante Demo wegen Corona abgesagt. Wir denken jetzt an kleinere Aktionen, die ohne Gefährdung anderer durchgeführt werden können und dennoch sichtbar sind. Z.B. eine Art Mahnwache im Stadtzentrum, die Verteilung von Flugblättern u.s.w.

KM: Es sind verschiedene Aktionen denkbar, die auch nicht immer ganz gesetzeskonform zu sein brauchen, solange sie für andere keine Schäden anrichten.

Unsere Aktionen müssen auf jeden Fall verhältnismässig sein und friedlich bleiben – da halten wir uns an den Kodex der nationalen Klimastreik-Bewegung.

Ein guter Tag für die Linke !

Die Begrenzngsinitiative der SVP ist klar abgelehnt, sowie die Steuerentlastung für wohlhabende Eltern, der Vaterurlaub angenommen... Kein schlechtes Ergebnis für den Super-Abstimmungssonntag!

Mohrenkopf-Debatte: Fortschritt oder Scheinheiligkeit?

Als Folge der aktuellen "Black-Lives-Matter" Debatten, hat die Migros die "Mohrenköpfe" aus dem Sortiment genommen.

Übertriebene politische Korrektheit, oder notwendiger Schritt? Müssen wir unsere ganze Vergangenheit neu schreiben und neu benennen - und damit auf Süsses verzichten?

Diskutiere doch auf dieser Seite mit .

Schicke deine Überlegungen an: sandroguzzi(at)bluewin.ch

Corona-Virus: Wer bezahlt die Rechnung?

Der Bund hat Milliarden für die Bewältigung der Corona-Krise locker gemacht. Dies war wahrscheinlich unumgänglich, um noch grösseren Schaden abzuwenden.

Wer zahlt aber schliesslich die Rechnug? Der Staat - d.h. wir alle - zahlt enorme Summen, um Betriebe, Banken und Gesellschaften zu retten. Diese sind jedoch in den letzten Jahren steuerlich entlastet worden, was Folgen für uns alle hat.

Ist es richtig, dass der Staat so viel ausgibt, um die Rentabilität der Firmen sowie die höheren Einkommen zu garantieren?

Wenn der Staat faktisch zu einer Art Versicherung für die Wirtschaft geworden ist, müssten die Kosten auch entsprechend verteilt werden. Auch in der Privatwirtschaft gilt: wer mehr Güter hat, zahlt mehr für deren Versicherung.

Was ist Deine Meinung dazu?

Inputs an: sandroguzzi(at)bluewin.ch